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July 19, 2023

Wie wir Startups bei der Skalierung im öffentlichen Sektor unterstützen

Eigene Regeln, ein Dickicht aus verschiedenen Ansprechpartnern und oft langwierige Prozesse, die für Außenstehende nicht immer leicht zu durchschauen sind. Die Liste mit Hürden bei der Zusammenarbeit zwischen Startups und der öffentlichen Hand ist mitunter lang. Dabei könnten beide Seiten sehr voneinander profitieren. Eine produktive Zusammenarbeit zwischen Staat und Startups – das ist das Ziel, dem sich unser Startup-Programm GovStart verschrieben hat. Seit 2017 haben wir europaweit über 50 Startups unterstützt. Heute öffnet die Bewerbungsphase für GovStart 2023. Hier teilen wir einige Einblicke ins Programm.

Im öffentlichen Sektor hat sich ein enormer Bedarf an Innovation und neuen technologischen Lösungen aufgehäuft. Zudem ist der Staat insgesamt gesehen der größte Abnehmer von Technologie. Fast 50 % des BIPs in Deutschland werden durch öffentliche Aufträge erwirtschaftet - das sind zwei Billionen Euro. Dass der Staat reichlich Absatzpotential bietet, ist der Startup-Szene nicht entgangen. Aber wie gewinnt man eine Behörde als Kunde? Wie bewerbe ich mich als Startup mit einem innovativen Produkt auf Ausschreibungen, die darauf gar nicht ausgelegt sind? Welche rechtlichen und technischen Anforderungen stellt der öffentliche Sektor an Technologieprodukte?

Bei diesen Fragen und einigen mehr hilft unser Startup-Programm für GovTechs weiter. 2017 hat PUBLIC GovStart ins Leben gerufen – Europas erstes Startup-Programm für Startups im öffentlichen Sektor. Damals war GovTech noch kaum jemandem ein Begriff. Während allseits Acceleratoren und Inkubatoren aus dem Boden sprossen, die Startups und Konzerne zusammenbringen, gab es noch keinerlei Programme für die Zusammenarbeit von Startups und öffentlicher Hand. 

Seitdem haben wir in Deutschland 23 GovTech-Startups begleitet – darunter einige der deutschlandweit bekanntesten und erfolgreichsten GovTech-Unternehmen wie Polyteia, vialytics, SUMM oder Aleph Alpha. Unsere Alumni haben mehr als 23,5 Millionen Euro an öffentlichen Aufträgen generiert, über 700.000 neue Nutzer im öffentlichen Sektor erreicht und mehr als 200 Millionen Euro Startup-Finanzierung gesammelt.

Was ist GovStart?

GovStart ist ein kuratiertes Community- und Engagementprogramm, das Startups ein umfassendes Know-How sowie ein breites Netzwerk für eine erfolgreiche Skalierung im öffentlichen Sektor bietet. Mit unserem sechsmonatigen Programm bieten wir jährlich einer neuen Kohorte von Startups einen Fast Track hinein in den öffentlichen Sektor.

Flora Geske nahm mit ihrem Startup SUMM am GovStart Programm 2022 teil. Ihr Unternehmen entwickelt ein KI-basiertes Tool, um jeden Text schnell, günstig und unkompliziert in Leichte Sprache zu übersetzen.

„GovStart war ideal für uns, denn mit dem öffentlichen Sektor ist es ein bisschen wie mit einer Fremdsprache: Kennt man die Begriffe und Gegebenheiten nicht, ist man irgendwie außen vor. Wir wissen jetzt, worauf es ankommt, damit es mit der Kooperation zwischen Staat und Start-Ups klappt!”

Auch Timo Behrmann von Nect war Teil des Programms:

"GovStart hat uns von Nect einen sehr guten Überblick zu den Chancen, Herausforderungen und Ansprechpartner:innen des öffentlichen Sektors gegeben. Die persönliche Betreuung, das Netzwerk und die Events waren sehr hilfreich, um unsere nächsten Schritte im Public Sector, eGovernment & GovTech zu gehen."

Looking back: Die Kohorte 2022

2022 haben wir 13 spannende Startups unterstützt - von Bildung, Smart City und Infrastruktur über digitale Identitäten bis zu Civ Tech und eGovernment.

Verimi ermöglicht es, persönliche Daten und Ausweisdokumente in einem elektronischen Wallet sicher zu hinterlegen und sich digital auszuweisen.
Themis befähigt Organisationen, interne Veränderungsprozesse durch datengestützte Weiterbildung und organisationsübergreifende Zusammenarbeit radikal zu beschleunigen.
Nect Ident ermöglicht eine vollautomatische Online-Identifikation. Nect Sign bietet eine Möglichkeit zur qualifizierten elektronischen Signatur (QES) an.
Breeze Technologies hilft Unternehmen und Städten in über einem Dutzend Ländern, bessere Luftreinhaltepläne zu entwickeln und eine lebenswertere Umwelt zu schaffen.
Das von ROADIA entwickelte System von Sensoren erfasst Verkehrsteilnehmer und liefert Fahrzeugen die nötigen Daten, um sicher durch den Stadtverkehr zu navigieren.
Locaboo hilft KMUs und Smart Cities dabei, Räume und Ressourcen wie Arbeitsplätze, Meetingräume, Coworking-Bereiche usw. online buchbar zu machen und dadurch Kommunikationsaufwand und Kosten zu reduzieren.
SUMM entwickelte ein KI-gestütztes Tool, das automatisch jeden Text in Leichte Sprache übersetzt. Man fügt den Text in Alltagssprache ein, klickt auf “Übersetzen” und erhält direkt den Text in Leichter Sprache.
Make.org ist eine neutrale und unabhängige Civic Tech-Organisation, die Bürger:innen über digitale Beteiligungsplattformen in partizipative Prozesse einbezieht und so die Demokratie stärken will.
ShiftDigital entwickelt das Shift Studio, einen umfassenden Werkzeugkasten für die digitale Sachbearbeitung und die eigenständige Digitalisierung der Verwaltungsprozesse, der auf die Bedürfnisse der Verwaltung zugeschnitten ist.
Die AI-Plattform von OmniBot ermöglicht es Organisationen, schnell und kostengünstig intelligente Chat- und Sprachassistenten zu erstellen, anzupassen und zu integrieren sowie dabei die volle Kontrolle über Daten, Nutzerdaten und Kundenerfahrung zu behalten.
Über den Ansatz des “Serious Gaming” unterstützt talent:digital Organisationen in der strategischen Steuerung ihrer digitalen Transformationsprozesse.
Mit KI-gesteuerten Satellitenüberwachungslösungen ermöglicht es Live-EO seinen Kunden, Satellitendaten zu nutzen, um beispielsweise Gefahren für Infrastrukturen wie Strom- oder Bahntrassen besser zu monitoren.
Urbanistic bietet ein Digitalisierungstool für die Stadtplanung, das Potentialanalysen vereinfacht, bessere Daten zur Umsetzbarkeit von Entscheidungen liefert und so Verwaltungsabläufe beschleunigt.

Ein Blick auf das Programm 2022

Das Programm startete direkt mit einem Highlight: Die Startups pitchten beim GovTech Gipfel im Juni 2022 ihre Ideen vor einem hochkarätigen Publikum von Entscheider:innen aus Verwaltung, Politik und Tech-Szene.

Im ersten inhaltlichen Block des Programms ‘Einführung in den öffentlichen Sektor’ eigneten sich die Teilnehmer:innen die nötigen Grundlagen für ihren weiteren Weg an. Im Juli und August lernten die Startups die diversen Anforderungen der Verwaltung an ihre Produkte kennen. 

Die Monate September und Oktober standen unter dem Motto ‘Beschaffung & Sales Excellence’. Dabei klärten wir die Frage, wie Beschaffung eigentlich funktioniert und wie Startups erfolgreich  Lösungen an den öffentlichen Sektor verkaufen können. Im Oktober entwickelten wir mit den Startups Marketing- und Vertriebsstrategien. Wie kann ein erfolgreiches Storytelling für den öffentlichen Sektor aussehen?  Im November und Dezember stand der letzte Block zu ‘Investments und Finanzierung’ Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es für mein Startup und wie blicken Investoren auf GovTech? 

Neben den Lerninhalten schufen Netzwerkveranstaltungen und Roundtables abwechslungsreiche Gelegenheiten zum gegenseitigen Kennenlernen und Austauschen. So waren die Startups zu Gast im Berliner Büro von Google und diskutierten über Digitale Souveränität, trafen sich online mit Venture Capital-Investoren, um sich zum Thema “Investing in GovTech” austauschen und erhielten Beratung durch die Programm-Partner Google und T-Systems mit Blick auf das umfassende Thema Cloud.

Sechs Monate intensiver Beratung, Betreuung und Netzwerkbildung zahlten sich beim Demo-Day aus: Die 13 Startups pitchten ihre weiterentwickelten Lösungen in Berlin vor einem hochkarätigen Publikum mit Vertreter:innen wie Christian Pfromm (CIO der Freien und Hansestadt Hamburg), Bernd Wagner (Managing Director, Google Cloud Deutschland), Dr. Andreas Greis (Senior Vice President Google Powerhouse, T-Systems International), GovStart-Alumni und anderen branchenrelevanten Stakeholdern. Im Vorfeld erhielten alle Gründer:innen ein zweiteiliges Pitch-Training, um ihren Vortrag zu perfektionieren.

Damit endete das GovStart Programm 2022. Für uns bei PUBLIC hat sich erneut gezeigt, welche unglaubliche Dynamik im GovTech-Ökosystem steckt und mit welcher Energie Gründerinnen und Gründer zusammen mit Verwaltungen erfolgreiche Anwendungsfälle produzieren. In Zukunft gilt es, diese in die Breite zu tragen und auch Verwaltungen, die noch kaum oder wenig innovative Lösungen nutzen, an Bord zu holen. Mit unserer neuen Kohorte 2023 wollen wir genau dazu beitragen. Wir freuen uns, ab Juni rund 20 neue Startups ins Programm aufzunehmen.

Ihr seid ein Tech-Startup und wollt ebenfalls im öffentlichen Sektor durchstarten? Die Bewerbungsphase für GovStart 2024 öffnet voraussichtlich im April nächsten Jahres.

Ihr habt Fragen zum Programm? Meldet euch gerne bei Nadezhda (Nadja) Filina unter nadezhda.filina@public.io.

Autor:innen: Jana Meßmer, Lavinia Wolf, PUBLIC Deutschland

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Lavinia Wolf

Lead, Communications & Ecosystem

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